Unsere Waldspaziergang am 8. Mai 2022
Waldexperten des BUND NRW e.V. haben uns die aktuelle Situation am Beispiel „Bielefelder Wald“ aufzeigt!
Der Klimawandel – verursacht durch uns Menschen – ist wohl kaum noch ernsthaft zu leugnen. Doch wie wirkt er sich konkret in unserem Umfeld aus und was sind die kleinen Dinge, die wir im Alltag erkennen und beherzigen können, um etwas zum Erhalt unseres Lebensumfelds – der Natur – beizutragen?
Wir Grünen der Stadtteilgruppe Dornberg hatten am Muttertag zu einem Waldspaziergang in den Teuto eingeladen, um von Adalbert Niemeyer-Lüllwitz (BUND-Vorstand Bielefeld) sowie Prof. Roland Sossinka (Ökologie-Professor) von zwei örtlich sehr vertrauten Fachleuten zu erfahren, wie es um den Wald vor unserer Haustür steht.
Etwa 60 Personen aller Altersgruppen trafen sich beim Parkplatz am ZIF oberhalb der Universität für eine sehr erfahrungsreiche und informative Erkundung des Waldes am Ochsenberg und wurden bei bestem Sonnenwetter durch Paul John als Bezirksbürgermeister begrüßt.
Eine eindrucksvolle Zusammenfassung:
Auf verschlungenen Wegen geht es durch den Wald, der – hier im Besitz der Stadt – als Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet streng geschützt ist.
Die Teilnehmenden erfahren viel über unterschiedliche Baumarten, die Lebensraum für Vögel und andere Tiere bieten. Auch die Welt unter unseren Füßen findet Aufmerksamkeit mit all dem Leben am Boden und unter der Erde -etwa 1000 Lebensarten auf einem Quadratmeter. Pilze mit ihrem Myzel-Geflecht, die den Wurzelraum der Bäume verbinden und stärken, finden viel Beachtung. Die Fähigkeit des Waldbodens, Wasser zu speichern, hat hier ihren Anfang.
Das frische Buchenlaub leuchtet in der Sonne, der Wald zeigt seine positive Seite. Nur an wenigen Stellen finden sich kranke oder abgestorbene Fichten, Eschen und Buchen.
Im Unterschied zu anderen Teilen des Teuto hat sich hier ein naturnaher Buchenwald entwickelt, der durch ein geschlossenes Kronendach offenbar die Dürrejahre 2018-2020 recht gut überstanden hat.
Teilnehmende zeigen sich sehr interessiert, stellen viele Fragen und erhalten umfassend Auskunft. Manche äußern erfreut, hier einmal einen recht gut erhaltenen und lebendigen Wald zu erleben. Das macht Mut.
Aber es gibt auch hier Defizite, die auffallen. Es gibt kaum wirklich alte, über 100-jährige Buchen und nur sehr wenig stehendes und liegendes Totholz. Wie wichtig das ist, bestätigt ein Erlebnis: Während wir vor einer alten, kranken Buche stehen, verlässt gerade oben in der Krone ein Specht seiner Höhle. Diese Sichtung wird zum Anlass werden, die Fällung dieses Baumes zu unterbinden. Andererseits findet sich am Wegrand eine gerade gefällte, im Holz gesunde, ca. 150-jährige Buche. Gerade solche Bäume fehlen in diesem Wald. Buchen altern erst ab ca. 300 Jahren, werden aber in unseren Wäldern kaum älter als 100 – 150 Jahre, bevor sie geerntet werden. Und Baumfällungen können die Stabilität des Waldes gefährden, wie man derzeit an vielen Orten auf dem Kamm des Teuto erleben kann, wo die Fällung toter Fichten Windschneisen geschaffen hat, so dass dem Februarsturm nun auch viel noch gesunde Bäume zum Opfer fielen. Der BUND empfiehlt deshalb, auf Holzeinschläge in alten Buchenwäldern zu verzichten.
Wie geht es weiter:
„Wie können nur schützen, was wir kennen“, ist ein altbekannter Satz aus der Naturschutzbewegung. So war dieser Waldspaziergang in weiteres Stück gelebte Ökologie. Und voraussichtlich
für Sonntag, den 28. August, werden wir Grünen der Stadtteilgruppe Dornberg
erneut zu einer geführten Wanderung einladen, diesmal auf die Ochsenheide, eine einmalige Wald-Wild-Wiese mit spannender Flora und Fauna.